Die weltweit geltende Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 in Paris proklamiert und damit als verbindlich erklärt.
Interessant ist es, wer die Autoren dieses Regelwerkes waren. Denn das könnte aufzeigen, ob diese Regeln wirklich für die gesamte Menschheit relevant sind, oder ob sie nur uns Europäer und vielleicht noch die Nordamerikaner betreffen.
Dazu Hans Joas, ein deutscher Soziologe und Sozialphilosoph, zur Entstehung der Menschenrechte:
..... Vertreter ganz unterschiedlicher Werte-Traditionen kamen damals zusammen und nutzen die Gunst der Stunde, um eine Erklärung zu formulieren, die nicht eine rationalistische Rechtfertigung anbietet, sondern sich als gemeinsame Artikulation aller beteiligten Werte-Traditionen darstellt.
Vorsitzende des Komitees war Eleanor Roosevelt, die Witwe des kurz zuvor verstorbenen Präsidenten der USA, Franklin D. Roosevelt.
Viele Jahre lang wurde der französische Jurist Rene Cassin als HauptAutor der Erklärung betrachtet; er erhielt für seine Leistung sogar den Nobelpreis. Er war der Sohn einer orthodox-jüdischen Mutter und eines säkular-republikanischen französischen Vaters. Er war in der Resistance der Franzosen gegen die Nazis aktiv gewesen und stand während des Krieges General de Gaulle nahe. Obwohl er selbst ein säkularer Rationalist war, scheint er dem nicht-reaktionären Flügel des französischen Katholizismus gegenüber aufgeschlossen gewesen zu sein.
Jüngere Forschungen stimmen aber darin überein, dass zwar Cassins juristischer Sachverstand sehr wichtig war, dass aber andere hinsichtlich der Formulierungen des Textes im Einzelnen viel einflussreicher waren. Die zwei wichtigsten "Autoren" der Erklärung scheinen Charles Malik und Peng-chun Chang gewesen zu sein.
Malik war ein christlicher Araber, ein griechisch-orthodoxer Philosoph aus dem Libanon, tief beeinflusst vom neo-katholischen Diskurs des Personalismus und einem "würdebezogenen" Verständnis der Rechte.
Der andere HauptAutor ist Peng-chun Chang, ein chinesischer Philosoph, Dramatiker, Diplomat, mit einem konfuzianischen Hintergrund. Als Botschafter in der Türkei hatte er Vorträge gehalten, in denen er den Konfuzianismus und den Islam, oder die chinesische und arabische Geschichte miteinander verglich. Seine permanente Kritik an den Versuchen, entweder ein aufklärerisches Verständnis von "Vernunft" oder eine spezifische religiöse Tradition als einzig legitime Grundlage der Menschenrechte zu behaupten, war für den intellektuellen Austausch im Komitee zentral. ....
entnommen der Wochenzeitschrift DIE ZEIT Nr 52 vom 22. Dezember 2010, Seite 50